DAS AKUSTISCHE KLEIST DENKMAL
Hörspiel-Parcours von Paul Plamper
1:50 Stunden, Kulturstiftung des Bundes / Hoerspielpark / Maxim Gorki Theater 2011
+++ DAS AKUSTISCHE KLEIST DENKMAL IST 2019 WEGEN BAUARBEITEN GESCHLOSSEN
+++ WIR INFORMIEREN AN DIESER STELLE, WANN UND WIE WIR WIEDER ÖFFNEN KÖNNEN +++
„man sagt hier den 21t November; wir wissen aber nicht ob es wahr ist.“
schreibt Heinrich von Kleist 1811 an seinem Todestag aus dem Wirtshaus „Stimmings Krug“ am Kleinen Wannsee bei Berlin. In einem Waldstück am See schießt der Dichter kurz darauf seiner Gefährtin Henriette Vogel ins Herz und sich in den Kopf. 200 Jahre nach dem Doppelsuizid können sich Besucher auf dem Areal um das Kleist-Grab hörend und gehend erschließen, was damals passiert ist.
Der Parcours beginnt an der Ausgabestelle für Kopfhörer und Audioplayer. Zur Orientierung erhält der Besucher eine Karte mit den Orten, an die er sich begeben muss, um die jeweilige Hörspiel-Szene auf dem Player zu starten. Der Kopfhörer trennt den Besucher von den Umgebungsgeräuschen und die extrem räumlichen Kunstkopf-Aufnahmen führen ihn in eine akustische Kunstwelt, die mit der sichtbaren Realität spielt.
Das Hörspiel erzählt einen fiktiven literarischen Spaziergang zum Kleistgrab, der zunehmend aus den Fugen gerät. Die von Sandra Hüller gespielte Führerin hat eine Gruppe Kleist-Interessierter im Schlepptau und konfrontiert sie u. a. mit den Vernehmungsprotokollen zu den Todesfällen, sowie den letzten Briefen, in denen Kleists und Vogels hastig notierte Aufträge an die Nachwelt neben seltsam euphorischen Abschieden stehen. – „... in dieser Stunde, da unsere Seelen sich, wie zwei fröhliche Luftschiffer, über die Welt erheben ...“
Anstelle von Stein oder Metall besteht dieses Denkmal aus einem denkbar fragilen und vergänglichen Material: aus Schallwellen. Es ist ein Denkmal, das nicht existiert ohne die Besucher mit ihren Kopfhörern, ohne den Akt des Hörens, des Reflektierens. In der Bewegung durch den heutigen Stadtraum erzählt es von der ‚allmählichen Verfertigung der Vergangenheit beim Erinnern‘. Der Besucher umkreist die schillernde Persönlichkeitsbaustelle Kleist und sein Thema der wankenden Identität inmitten einer als fragwürdig empfundenen Wirklichkeit.
Team
Konzept / Buch / Regie - Paul Plamper
Vorlage - Heinrich von Kleist
Dramaturgie - Arved Schultze
Mitarbeit Regie / Dramaturgie - Janina Druschky
Produktionsleitung - Janina Druschky
Ton / Sounddesign - Titus Maderlechner
Schnitt - Paul Plamper
, Janina Druschky
, Arved Schultze
Zeichnung - Heiner Franzen
Design - Ta-Trung, Berlin
Chorleitung - Tilman Ritter
Recherche - Philipp Urrutia
Sprecher
Judith Engel - Katja Helle
Sandra Hüller - Führerin Susanne Martens
Fabian Hinrichs - Florian Ulrich
Beata Lehmann - Doro Baehr
Joseph Vogl - Konrad Riemenschneider
In weiteren Rollen
Chorsprecher: Caroline Amme,
Bettina Barthel,
Fabian Czolbe,
Julia Delius,
Jürgen Druschky,
Claudia Fleischer,
Cornelia Hellhammer,
Andreas Lüdeke,
Anja Berkes,
Ursula Schumacher,
Tiago Schwäbl,
Corry Szantho von Radnoth,
Jana Volkmann,
Katja Zöhrer
Kritiken
- SIEGLINDE GEISEL IN DER NZZ VOM 12.06.2012
- Klaus Grimberg im Freien Wort vom 21.11.2011
- Marion Schulz in der Märkischen Allgemeine vom 21.11.2011